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Der "Prosumer" und das "Smart Grid" von morgen

Unentbehrliche Elektrizität

Unentbehrliche Elektrizität

Die Realität unserer modernen Gesellschaft ist der alltägliche Energiehunger. Wir alle hängen am und vom Stromnetz ab. Diese enorme Abhängigkeit wird einem schlagartig bewußt, wenn die Urgewalt einer Naturkatastrophe die Stromzufuhr unterbricht. 

 

Es war eine bitterkalte Winternacht im Januar, als die vernichtende Kraft einer Lawine in den Bergen unweit meines Heimatortes drei für die lokale Stromversorgung wichtige Hochspannungsmasten wie Streichhölzer knickte. Die Elektrizität war plötzlich weg mit Folgen, über die man sich in unserer so sicher scheinenden, modernen Welt normalerweise keine Gedanken macht.

 

Nicht nur das Samstagabend-Programm im Fernseher war weg, Dörfer und Städte, ein ganzer Landstrich fiel in Dunkelheit. Gegen die winterliche Dunkelheit halfen Kerzen und Taschenlampen, sofern man diese vorrätig hatte. Gegen die winterlichen Nachttemperaturen von minus 25° Celsius half jedoch nur ein Kaminofen und vorsorglich eingelagertes Brennholz. Die Bewohner von Mietshäusern und die Hausbesitzer mit Ölheizungen verbrachten frierend eine kalte Nacht. Eine Heizungsanlage funktioniert eben nicht ohne Strom.

Die Zukunftsvision einer Gesellschaft ist ohne Strom schlichtweg nicht vorstellbar. Sicherlich können die Stromnetze effektiver gestaltet und aus dem Stromkonsumenten von heute ein "Prosumer" von morgen gemacht werden. Wie das gehen soll, dafür haben findige Köpfe bereits eine Lösung parat. In nicht allzu ferner Zukunft wird das traditionelle Stromnetz von einem "Smart Grid" abgelöst werden. Bei diesem intelligenten Stromnetz der Zukunft werden sämtliche elektronischen Geräte eingebunden, der Stromverbrauch sekundengenau gemessen, die Verbrauchskosten analysiert und die Geräte kostengünstigst gesteuert. Computer überwachen via Internet den Stromfluss nicht nur innerhalb von Regionen und Staaten, sondern grenzüberschreitend über den ganzen Kontinent hinweg. Stromspitzen werden abgefedert, Schwachzeiten überbrückt.

 

Der Clou und treibende Kraft dieses intelligenten Stromnetzes wird der heutige Verbraucher sein: der "Prosumer" der Zukunft verbraucht nicht nur die Elektrizität der Stromanbieter, sondern speist die über regenerative Engergieträger in seinem Haushalt (Photovoltaik, Windkraft) gewonnene Elektrizität in die leistungsstarken Batterien seines Elektro-Automobils und gibt nicht verbrauchten Strom an das allgemeine Netz ab. Strom erzeugen, speichern, selbst verbrauchen oder Strom einspeisen. Aus dem Konsumenten wird gleichzeitig ein Produzent, ein Prosumer.

 

Schöne neue Welt. Auf diese Verzahnung des Stromnetzes kann man sich heute aus Verbrauchersicht schon freuen, der Konsument wird aktiver Bestandteil eines milliardenschweren Marktes und kann sich ein kleines Stück vom großen Strom-Kuchen abschneiden. Gegen Naturkatastrophen wie die oben geschilderten Auswirkungen einer Lawine wird auch das Smart Grid nicht gewappnet sein. In gefährdeten Gebieten wie den Bergen hilft wie eh und jeh nur ein gut gefülltes Holzlager und ein Kaminofen!

 

21. Oktober 2009, Bergschreiber Sigmund Haider